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Mein
Einstieg in die digitale EOS Welt vollzog sich schrittweise. Analog
mit der EOS 1N und zuletzt der 1V fotografierend empfand ich meine
ersten digitalen EOS (D30, D60 und 10D) immer etwas einschränkend,
so dass ich zunächst die analoge 1V zusätzlich behielt.
Mit der EOS 1D hatte ich die Hoffnung, das gewohnte Handling der EOS
1er Reihe zu behalten und dabei digital arbeiten zu können. Vor
gut 4 Monaten habe ich mir dann die 1D gekauft. Nachfolgend meine
Erfahrungen mit der 1D (Stand November 2003, Firmware 1.4.0). |
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Abb.01
- Ansicht der 1D |
Abb.02
- Ansicht der 1D |
Abb.03
- Ansicht der 1D |
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1.
Die Wunschkamera?
Die technischen Daten der Kamera entsprechen fast meiner Wunschliste:
45-AF Felder, Crop 1,3, Handling der EOS 3 / EOS 1, Auslöseverzögerung
55ms, Sucherdunkelphase 87ms, gleichzeitiges Speichern von RAW und
JPEG, Firewireschnittstelle, 100% Sucher, Tonaufnahme, 8 fps, X-Synchronzeit
1/500 sec, kürzeste Belichtungszeit 1/16000, Spritzwasser- und
Staubschutz, 4,16 Megapixel - Halt! 4 Megapixel, das klingt nicht
gerade nach meiner Wunschkamera.
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2.
4,16 Megapixel - Die Bildqualität
4,16 Megapixel reicht das? Das ist die mir am häufigsten gestellte
Frage zur Kamera. Und auch ich stand der Auflösung zunächst
kritisch gegenüber. Um die Frage vernünftig klären
zu können, habe ich deshalb einige Bilder auf 30x45 und auf 40x60cm
ausbelichten lassen. Die Ergebnisse haben mich überrascht und
zugleich überzeugt, selbst die Bilder in 40x60 sahen hervorragend
aus. Für mich ist die Bildqualität damit absolut ausreichend.
So gesehen haben die 4,16 Megapixel sogar einen großen Vorteil:
Auf eine 512 MB Speicherkarte passen etwa 100 RAW Bilder. Doch nicht
nur beim Fotografieren ist der geringere Speicherbedarf hilfreich.
Beim Archivieren spart man Speicher und insbesondere das Bearbeiten
der Bilder am Rechner geht wesentlich schneller. |
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Abb.04
- Originalfile der 1D |
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3.
Einstellmöglichkeiten
Bei der 1D lassen sich diverse Bildparameter kameraintern einstellen.
Dabei ist dies nur für die im JPEG-Format aufgenommenen Bilder
relevant. Auf RAW-Dateien kann man die Parameter später individuell
am Rechner anwenden. Die kamerainterne Schärfung lässt sich
in fünf Stufen regeln und diese lassen sich jeweils auf fünf
Arten von Bildanteilen anwenden. Die groben, die wenig groben, die
mittleren, die wenig feinen oder die feinen.
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Abb.05
- Schärfe grob |
Abb.06
- Schärfe fein |
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Die Farbwiedergabe
der Kamera kann man über fünf verschiedene Farbcharakteristika
seinem eigenen Geschmack anpassen.
1 - Natürlicher Farbton und natürliche Farbintensität
2 - Farbton und -intensität für Porträts, für
ebenen und gleichmäßigen Teint
3 - Farbton und -intensität wie bei einem Diafilm mit hoher Farbsättigung,
um Farben klar abzulichten
4 - Adobe RGB*
5 - Niedrige Farbintensität
*Die Farbvalenz der Modi 1,2,3 und 5 ist auf sRGB eingestellt.
Die 1D bietet zwei Einstellungen zur Rauschreduzierung an (im deutschen
Menü als Geräuschreduzierung übersetzt). Einen deutlich
sichtbaren Unterschied zwischen den Einstellungen 'Aus', 'An1' und
'An2' konnte ich bisher in keinem der von mir aufgenommenen Bilder
erkennen. Die Einstellung der Rauschreduzierung lässt sich allerdings
auch bei RAW-Dateien nicht nachträglich am Rechner ändern.
Das Rauschen der 1D ist jedoch äußerst gering.
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4.
ISO
Standardmäßig geht der einstellbare Bereich der 1D von
ISO 200 bis 1600. Über die Individualfunktionen lassen sich auch
ISO 100 und 3200 einstellen. Die ISO 100 Einstellung bringt aber eigentlich
nur bei wenigen, sehr kritischen Motiven etwas. Im Normalfall reicht
die Standardeinstellung von ISO 200 vollkommen aus. Bei der 1D kann
man sich den aktuellen ISO Wert ständig im oberen Display anzeigen
lassen, damit hat man ihn immer im Auge, und man vermeidet versehentliches
Fotografieren mit einem "falschen" ISO Wert.
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Abb.07
- Display mit ISO-Anzeige |
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5.
Die individuelle Kamera
Die EOS 1D lässt sich mit 21 Individualfunktionen (C.Fn) und
25 Persönliche Funktionen (P.Fn) sehr gut den eigenen Vorlieben
anpassen. Die C.Fns werden über das Kameramenü gesteuert,
die P.Fns lassen sich ausschließlich über einen angeschlossenen
Rechner einstellen. Auf einen Großteil der P.Fns kann man eigentlich
verzichten. Am sinnvollsten finde ich die Möglichkeit, die Grundeinstellung,
zu der man nach dem Drücken von "Clear" springt, selbst
zu programmieren.
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6.
Weißabgleich
Der Weißabgleich funktioniert mittels der CCD-Daten und einem
Zusatzsensor links oben am Kameragehäuse. Die Automatik arbeitet
dabei sehr gut, und die Ergebnisse sind absolut zufrieden stellend.
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Abb.08
- Sensor für Weißabgleich |
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7.
Handling
Vom Handling und "look-and-feel" her unterscheidet sich
die EOS 1D kaum von ihrem analogen Schwestermodell der 1V HS. Als
Umsteiger kommt man sofort mit der Bedienung zurecht. Gehäuse,
Akku und Speicherkarte bringen zusammen etwa 1,6 kg auf die Waage,
die EOS 1D ist damit nicht gerade ein Leichtgewicht. Trotz ihres Gewichts
liegt die Kamera gut und griffig in der Hand - auch für Fotografen
mit großen Händen.
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Abb.09
- vertrautes Bild für EOS 1-User |
Abb.10
- Akkufach der 1D |
Abb.11
- Hochformatauslöser |
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Insgesamt
macht das Gehäuse der 1D einen sehr robusten Eindruck. Hier klappert
nichts und die raue Oberfläche ist äußerst widerstandsfähig.
Vorteilhaft bemerkbar macht sich das Gewicht, wenn man mit "langen
Tüten" fotografiert. Die meisten Stativschellen sind anscheinend
so gerechnet, dass sie im Schwerpunkt liegen, wenn eine EOS 1D, 1V
HS, 1N HS oder 3 HS angeschlossen ist.
Sinnvoll gelöst ist bei der 1D die auf der Auslöserseite
angebrachte Abblendtaste. So kann man mit einer Hand den Auslöser
sowie die Abblendtaste betätigen und hat die andere Hand zum
Zoomen, Fokussieren oder Verstellen des Stativkopfs frei.
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Abb.12
- CF-Slot der 1D |
Abb.13
- schwere Tele an der 1D |
Abb.14
- Abblendtaste |
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8.
Das Menü
Die Menüführung bei der 1D ist in vier Karteikarten geordnet,
das Aufnahmemenü, das Wiedergabemenü, das Einstellmenü
und das C.Fn/P.Fn Menü. Leider ist die Bedienung des Menüs
fast nur mit beiden Händen möglich. Es fehlt hier die bei
den meisten digitalen EOS vorhandene Set-Taste in der Mitte des Einstellrades.
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Abb.15
- Menü-Ansicht der 1D |
Abb.16
- SELECT dient als OK-Button |
Abb.17
- kein SET-Button im Daumenrad |
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9.
Das Display
Zur Bildbetrachtung bietet die Kamera vier Anzeigeoptionen, Einzelbild
+ Histogramm, Vollbild und 4 oder 9 Bilder gleichzeitig. Eine Lupenfunktion
bietet die 1D nicht. Die Möglichkeit für eine sinnvolle
Beurteilung der Schärfe hat man somit nicht. Zur Belichtungsbeurteilung
hingegen eignet sich das Display erstaunlich gut. Unter- oder Überbelichtungen
sind schon auf dem Display zu erkennen. Statt der DSLR-typischen zwei
Displays hat die 1D drei. Dadurch kann man wertvolle Akkureserven
sparen, denn den Weißabgleich, den ISO Wert sowie die Bildqualität
kann man ändern, ohne den energiehungrigen Farbmonitor anschalten
zu müssen.
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Abb.18
- Bildkontrolle an der 1D |
Abb.19
- Bildkontrolle an der 1D |
Abb.20
- Bildkontrolle an der 1D |
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10.
Der Sucher
Der Sucher der 1D ist hell und übersichtlich, leider aber kleiner
als bei der 1V. Der fest eingebaute Okularverschluss der 1D, welcher
mit einem kleinen Hebel rechts neben dem Sucher bedient wird, verhindert
umständliches Gefummel mit einer Okularabdeckung. Die Augenmuschel
kann dabei auf dem Sucher bleiben.
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Abb.21
- Okularverschluss offen |
Abb.22
- Okularverschluss zu |
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11.
Technik
Mit 1/500 sec ist die kürzeste Blitzsynchronisationszeit der
1D erfreulich kurz. Zwar lassen sich mittels der Highspeedsynchronisation
auch bei Kameras mit einer längeren kürzesten Synchronzeit
solche Zeiten beim Blitzen nutzen, dabei sinkt die Leitzahl jedoch
kräftig; beispielsweise beim Speedlite 550EX von 55 auf unter
20 (ISO 100, 105mm). Die extrem kurze Synchronzeit ist nicht nur für
Actionbilder hilfreich, selbst beim Aufhellblitzen bleibt ausreichend
Spielraum.
Ähnliches gilt für die kürzeste Belichtungszeit von
1/16.000 sec. Besonders bei lichtstarken Objektiven und sommerlichen
Lichtverhältnissen.
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12.
Highspeed Autofokus
Wie schon bei der EOS 1V und EOS 3 funktioniert der AF auch bei Objektiven
und Objektiv-Konverter-Kombinationen mit einer effektiven Lichtstärke
von f/8 statt der sonst EOS-üblichen f/5,6. In der Praxis hält
der AF der 1D die Versprechungen ein, die er auf dem Papier gibt.
Selbst schnelle Objekte werden sicher scharf gestellt, und Actionaufnahmen
sind leicht möglich. Wer schon einmal mit einer EOS 1V oder der
EOS 3 gearbeitet hat, deren AF vergleichbar arbeitet, dürfte
dies bestätigen können.
Bei der 1D decken die 45 AF-Felder aufgrund des Crop Faktor gegenüber
der analogen 1V immerhin ca. ¼ des Suchers ab und kommt damit
einem Flächenautofokus (mit dem die 1V beworben wurde) zumindest
ein wenig näher.
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13.
Die Serienbildfunktion
Mit 8 fps* ist der "Filmtransport" ideal für jegliche
Art von Actionbilder. Dabei reicht der Arbeitsspeicher der Kamera
für bis zu 21 JPEGs oder 16 RAWs. Wenn man damit den entscheidenden
Moment verpasst ist die Kamera nicht mehr Schuld.
Bei Personenaufnahmen kann die hohe Geschwindigkeit ebenfalls sehr
hilfreich sein: Ein schneller zweiter Schuss beim Portrait und man
hat oft zwei sehr unterschiedliche Gesichtsausdrücke. Oder beim
ersten Bild sind die Augen zu, einen Augenblick später (im wahrsten
Sinne des Wortes) sind sie offen.
*gilt übrigens nur bei Offenblende. Wählt
man z.B. beim EF 1,4/50 Blende 22 sinkt die Transportgeschwindigkeit
etwa um die Hälfte durch das langsame Schließen der Blende.
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14.
Zubehör
Beim Zubehör sind die wechselbaren Mattscheiben und das optionale
Antibeschlagokular bei der 1D positiv hervorzuheben.
Nachteilig ist der Preis eines Ersatzakku für die 1D, der stolze
150 Euro kostet und No-Name Varianten wie vom BP-511 gibt es bisher
nicht.
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15.
Sonstiges
Sehr gut gefallen hat mir die kurze Einschaltverzögerung. Sofort
nach dem Anschalten kann man fotografieren und muss nicht erst warten,
bis der LCD Monitor kundgetan hat, dass es wirklich eine EOS ist die
man in den Händen hält. Natur- und Sportfotografen werden
sich zudem freuen, dass nach einer automatischen Abschaltung (Energiesparmodus)
die Kamera durch den Druck auf den Auslöser ebenfalls sofort
schussbereit ist. Eine Auslöseverzögerung ist praktisch
nicht vorhanden und die Sucherdunkelphase erfreulich kurz.
Als Verbindung zum Rechner hat die 1D statt des Nadelöhrs USB
1.1 eine schnelle Firewire Schnittstelle. Wünschenswert wäre
für mich eine zusätzliche USB 2.0 Schnittstelle (wie bei
der Olympus E-1).
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Abb.23
- Firewireschnittstelle der 1D |
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Bei im
RAW-Format fotografierten Bilder hat man die Möglichkeit, sich
288x192 Pixel große Vorschaubilder mit jedem beliebigen Bildbearbeitungsprogramm
anzeigen zu lassen (wie schon bei der EOS D2000). Man braucht die
Bilder somit für eine schnelle Bildsuche auf dem Rechner nicht
mehr zu konvertieren oder in ein spezielles Programm zu laden.
Schwierige Lichtsituationen lassen sich mit der Multispotmessung mit
der 1D sehr gut in den Griff bekommen, ein für mich trotz oder
gerade wegen RAW sehr nützliches Feature.
Für das Arbeiten mit großen Objektiven oder/und mit Spiegelvorauslösung
ist die Selbstauslöserzeit von wahlweise 10 oder 2 sec sehr hilfreich.
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16.
Lieferumfang / Preis
Zum Lieferumgang gehören:
NiMH-Akku, Doppelladegerät, Netzgerät, Firewire-Kabel, Kameradeckel,
Tragegurt, Griffschlaufe und das Software Paket.
Die UVP liegt bei 3499 Euro (Stand: Nov. 2003). Auf den ersten Blick
erscheint der Preis im Vergleich zum analogen Schwestermodell EOS
1V verhältnismäßig hoch, deren UVP liegt bei 2299
Euro. Sinnvoll wird der Vergleich erst, wenn man die 1V als voll ausgebaute
Version dagegen setzt. Mit dem Booster E2, Akku, Ladegerät, EOS
Link Software und Griffschlaufe kostet die 1V mit etwa 3400 Euro genauso
viel.
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Abb.24
- Lieferumfang der 1D |
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17.
Fazit / Wünsche
Das Arbeiten mit der EOS 1D macht einfach nur Spaß. Das etwas
höhere Gewicht stört mich dabei kaum. Die Kamera liegt super
in der Hand und ist sehr gut zu bedienen, wobei die Bildqualität
selbst hohe Ansprüche erfüllt.
Doch trotz der Möglichkeit, qualitativ überzeugende Abzüge
bis zum Format DIN A3 anfertigen zu lassen, wären 1 oder 2 Mio.
Pixel mehr ein beruhigendes Gefühl, speziell bei Ausschnittsvergrößerungen.
Für längere Touren wünsche ich mir einen abnehmbaren
Booster wie bei den analogen 1er Modellen.
Eine Set-Taste zur schnellen Bedienung des Menüs und eine Lupenfunktion
für die Bildbetrachtung würden aus der EOS 1D dann endgültig
meine Wunschkamera machen.
Stefan Bihl, November 2003
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Linktipps:
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