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Canon EOS 1Ds
© www.dforum.de, Text © Dr. Horst Kretzschmar (HKO), 2004

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Der Vollformat-Sensor der EOS 1Ds Lieferumfang der EOS 1Ds

Resumee nach ca. 10.000 Bildern mit der Canon EOS 1Ds (01.06.2004)

Nach gut 10.000 Schuss mit der 1Ds ist es vielleicht an der Zeit, ein kleines Resumee zu ziehen. Ich muss gestehen, dass ich mich nur langsam mit der Kamera angefreundet habe, mir ist das Ding eigentlich zu groß, die 1,5 kg Body sind schon ziemlich viel. Allerdings ergibt gerade dieses Gewicht ansich eine gewisse Stabilisierung, die auch einen Vorteil darstellt. Für mich war es so eine Liebe auf den 2. Blick. Die Cam ist ein ursolides Handwerkszeug, der AF absolut präzise, er muckt allenfalls in sehr kontrastarmen Situationen. Jedenfalls ist es auch in der Macro-Fotografie überhaupt kein Problem, mit Reduktion auf den Zentralsensor die Schärfenebene absolut präzise festzulegen, schneller und genauer, als man es von Hand je könnte.

Man braucht keine Worte über Auflösung und Schärfe von Seiten der Cam zu verlieren - die sind überragend und manchmal geradezu unglaublich. Bedingung, die Leistung der Kamera auch zu nutzen sind die Besten der Besten Objektive. Sicher mag man sich in der „Gebrauchsfotografie' auch mit einem durch das Objektiv limitierten Bild durchaus zufrieden geben (dies dürfte bei den meisten Canon-Objektiven der Fall sein - Ausnahmen stellen nur die langen L-Festbrennweiten dar ), wer wirklich nativ 1:1 Pixelschärfe will, muss hier sehr kritisch sein. Weiterhin zeigt sich unter diesem Anspruch, dass die Schärfentiefe ebenfalls dramatisch abnimmt - sehr exaktes Legen der Fokusebene und Abblenden können helfen, wobei letzteres dann ebenfalls bei kleinen Blenden wieder durch Beugungsunschärfe zu Bildmängeln führt. Die Brutalität, mit der die Kamera Optiken schlecht aussehen lässt, dürfte ihren Grund im nur dünnen AA-Filter haben, der den „Softar-Effekt', wie er bei der MKII zu beobachten ist, einfach nicht hat. Durch den nur dünnen AA-Filter sieht man bei Blenden ab 16 jedes noch so winzige Staubkorn, anders als bei der 10D, wo dies meist nur abgedunkelte Flecken sind, bei der 1Ds knallscharf schwarz, dafür typisch viel kleiner. Ausflecken ist ggf. angesagt, verglichen mit der Dia-Scannerei bleibt aber auch dies wenig Arbeit. Da ich die Kamera praktisch nur outdoor benutze, praktisch nur Festbrennweiten nehme, wechsele ich die Optiken sehr viel, oft bei „Wind und Wetter'. Gegenüber der 10D ist hinsichtlich der Summe der auftretenden Flecken aber keine Zunahme festzustellen, die Flecken sind nur, wie oben dargestellt, viel härter kontrastiert.

Mein aktuell standardmäßig benutztes Equipment ist als Ergebnis wirklich vielen Experimentierens zu sehen: Canon 4/17-40L, Zeiss 21 mm, Sigma EX 2.8/50, Canon MP E65, Tamron SP 2.8/90, Tamron SP 3.5/180 DI (mein Lieblingsobjektiv), Canon 5.6/400L (auch mit 1,4 x Konverter). Die Canon-Pendants zu den genannten Festbrennweiten habe ich ausprobiert, sie sind zwar brauchbar gut, aber eindeutig schwächer. Gleiche Probleme hinsichtlich maximaler Bildqualität sehe ich mit dem IS, wenngleich ein brauchbares Bild mit IS auch von der 1Ds besser ist als ein verwackeltes Bild. Das Zeiss ist eindeutig besser als das Canon 17-40L, trotzdem sind die Ergebnisse oft schlechter, weil gerade bei den Weitwinkeln die exakte Scharfstellung von Hand am Sucher kaum beurteilbar ist, ein Wechsel der Einstellscheibe hilft nur teilweise, besonders, wenn man wie ich das Stativ nur selten benutzt. 10.000 Schuss, das ergibt erstmal eine Überraschung, weil die Cam plötzlich nicht den volle freien MD anbietet, sondern bis 9999 runterzählt - dann muss die Neu-Nummerierung geschaltet werden, um wieder mit 0001 zu beginnen.

Was stört mich, was sollte verbessert werden? Man darf nicht vergessen, dass die 1Ds älter ist als alle anderen DSLRs im Canon-Programm und das zeigt sich in verschiedenen Punkten. Was ich besonders vermisse, ist das automatische Drehen der Bilder und die gut brauchbare Lupenfunktion z.B. der 10D für den Monitor. Auch sonst ist das Menü der 10 D erheblich aufgeräumter. Eine Verbesserung der Möglichkeit zur Sensor-Reinigung wäre äußerst wünschenswert. In der Tiefe des Gehäuse, so wie das aktuell gemacht werden muss, ist extrem unpraktisch. Warum kann man das Gehäuse nicht aufklappen, ähnlich, wie man früher bei analogen Gehäusen es zum Filmeinlegen machte. Wenn man dies so ermöglichen würde, dass dann im Rückteil eine plane Sensorfläche oben offen liegen hat (wie das z.B. beim Kodak-MF-Digiback ist) wäre eine Reinigung kein Problem mehr. So wie es aktuell ist, dürfte man bei der Reinigung selber durch Anstoßen am Spiegelkasten z.B. immer wieder Staub selber auf den Sensor bringen.Über das Problem des Mischlichtblitzens (besonders im Abendlicht) habe ich schon öfter geschrieben.

Mit Tricks, wie RAW-Bearbeitung (wobei dann die verschiedenen RAW-Konverter selbst noch Probleme einbringen dürften), manuellem Abgleich mit Expodisk oder Nachbau in der jeweiligen Situation kommt man dem Ideal nahe. Ebenso steht die Kamera in extremen Lichtsituationen mit der Belichtung auf Kriegsfuß, wobei sie dies besser macht als die 10D, aber nicht die von früher her gekannte Perfektion der analogen Leica/Nikon oder Rollei-Profigeräte erreicht. Es ist recht viel manuelle Korrektur nötig, dank Arbeit in RAW ist dies aber annähernd immer kompensierbar. Ein weiterer Wunsch an die Canon-Entwickler: Einbau des ST-E2 in die Kamera. Die Arbeit mit diesem Teil mit beliebig vielen Blitzen ist wunderbar, man kann es aber in keiner Tasche drauflassen, weil das Gehäuse dazu zu hoch ist. Was mich weiter stört, ist die notwendige Umschaltung normal/highspeed-Blitzen. Die Cam weiß doch, ob sie mit mehr oder weniger als 1/250 blitzt, diese Umschaltung könnte sicher automatisch erfolgen. Ansonsten dürfte mehr Auflösung nur für ganz besondere Anwendungen relevant werden. Perfekte Bilder lassen sich in überragender Fotoqualität auf A2 drucken, es gibt sicher nur sehr wenige, besonders günstige Bedingungen, bei denen man analog mit einer MF-Kamera vielleicht noch bessere Ergebnisse erzielen kann, vom Dia wohl kaum noch. Als Ausblick für die Zukunft dürften Verbesserungen der Dynamik und der Empfindlichkeit möglich sein - dies wird aber eher dazu dienen, fotografische Bereiche zu erschließen, die bislang einfach nicht möglich waren.

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