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Canon EOS 300D
ein Bericht von Dirk Wächter © www.dforum.de 2003
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Ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung und Zuarbeit ergeht an:
Steffen Gaßdorf, Mario Röser, Isabel Hodiamont, Alexander Schmiegel,
Thomas Kirchen,Sascha Gulde, Rainer Kessler, Heinz Bader, Gerhard Pfeiffer
und Dr. Klaus Rüdiger Baerwald

Die mit einer Lupe gekennzeichneten Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern.

 
1. Vorbemerkungen
Es ist immer sehr wichtig zu wissen, wer einen Beitrag über eine Digitalkamera schreibt. Deshalb tue ich hiermit kund, dass ich derzeit mit einer Canon EOS 10D (vormals D60) täglich beruflich zu tun habe. Auch ist mir das eine oder andere L-Objektive nicht ganz unbekannt. Mit Sicherheit würde nämlich ein Bericht z.B. eines "Olympus-C2000Z-Nutzers", der die EOS 300D zum Testen bekäme etwas anders klingen. Das sollte man wissen, beim Lesen dieses Beitrages.

Mein Bericht soll allen D60- und 10D-Usern endlich wieder Ruhe verschaffen, damit niemand im Nachhinein Angst haben muss, sich mit seiner Kamera verkauft zu haben, da eine 300D für viele gesparte Euros ebenso gut Ihren Dienst verrichtet hätte. Aber ich möchte auch alle Digitalfotografen, welchen eine DSLR bislang zu teuer war ermutigen, jetzt bei der 300D zuzuschlagen. Denn genau für diese ist solch eine Kamera gemacht.

Ich werde, wie auch in meinen vorangegangenen Beiträgen, keine erläuterte Abschrift eines Handbuches verfassen, auch wird sich dieser Bericht nicht mit Beiträgen der Fachpresse vergleichen lassen. Es besteht nämlich kein Anspruch auf Vollständigkeit und kein Anspruch auf emotionslose Objektivität. Ich schreibe einen subjektiv gefärbten Nutzer-Bericht aus der Sicht eines relativ erfahrenen Digitalfotografen, der derzeit (noch) mit einer EOS 10D arbeitet. Auch das sollte man wissen.

Dirk Wächter, 28.09.2003

 
2. Handling

Die Canon EOS 300D ist eine vollwertige Spiegelreflexkamera, das sieht man ihr sofort an und spürt es natürlich auch, wenn man sie in die Hand nimmt. Die 300D ist in ihrem Plastikmäntelchen wirklich recht hübsch anzusehen. Sie sieht keineswegs billig aus. Ergonomisch ist Canon wie immer ein Meisterstück geglückt. Die Kamera liegt einwandfrei und sicher in der Hand, alle Schalter und Knöpfe sind übersichtlich angeordnet und auch gut zu erreichen. Auf die Antirutsch-Gummibeschichtung einer 10D wurde allerdings verzichtet. Dadurch ist die 300D "aalglatt" geworden. Mit aufgestecktem Blitz 550EX (siehe Abb.02) und dadurch verändertem Drehpunkt muss man die Kamera schon gut festhalten, damit sie einem nicht nach längerem Halten aus der Hand gleitet (wär mir einmal fast passiert).

Für die meisten Benutzer wird wohl das sehr geringe Gewicht der Kamera in Verbindung mit dem EF-S 18-55 als überaus positiv empfunden werden, wer schleppt schon gern einen schweren Klumpen mit sich spazieren? „Die ist aber schön leicht!“, waren auch die ersten Worte meiner Frau und meiner Schwester (die beide mit Fotografie so gut wie nichts am Hut haben). Aber bereits an dieser Stelle wird meine subjektive Meinung hierzu deutlich herausgestellt: Ich finde gerade das Gewicht eines professionellen Bodys mit einem schweren L-Objektiv als sehr, sehr sicher und gerade dadurch eben angenehm, auch wenn man vom Equipmenttragen Striemen auf der Schulter oder Muskelkater in den Oberarmen bekommt.

Abb.01 - Ansicht der 300D Abb.02 - 300D mit Speedlite 550EX Abb.03 - Ansicht der 300D

 
3. Fokus und Sucher

Der Autofokus ist in Präzision und Geschwindigkeit absolut gleichzustellen mit dem der 10D. Blitzschnell und sicher, auch bei schwierigen Lichtverhältnissen. Er soll sogar schneller sein als der einer Nikon F100. Damit dürfte die 300D sogar ein Umstiegs-Argument für überforderte D60-User sein. Der viel diskutierte "Schraubentest" brachte bei beiden 300D's, die ich zum Testen hier hatte, keinen Mangel ans Tageslicht.

Die 300D verfügt genau wie die 10D über 7 AF-Felder in gleicher Anordnung. Diese sind einzeln mit Priorität belegbar. Dafür gibt es eine Schnellzugrifftaste (siehe Abb.05), genau wie bei der 10D. Im Gegensatz zur 10D leuchtet als AF-Bestätigung aber nicht der Rahmen des gelaserten Viereckes, sondern ein Punkt in dessen Mitte rot auf. Der dazugehörige Piep-Ton kann im Menü abgeschaltet werden.

Abb.04 - 7 Punkt AF der 300D Abb.05 - Taste für AF-Priorität

Die 300D hat ein dunkleres und leicht bläulicheres Sucherbild als die 10D (siehe Abb.04, hier zur Hälfte den bläulichen Schein simuliert). Zunächst dachte ich, es liegt am lichtschwächeren EF-S 18-55, aber auch beim Einsatz meines 1.8/50mm USM war dies deutlich erkennbar.

Die Kamera steht in den Kreativprogrammen standardmäßig auf AI-Focus. Das heißt, dass automatisch von „One Shot“ auf „AI-Servo“ umgestellt wird, sobald sich das Objekt auf die Kamera zubewegt und sich noch im aktiven AF-Feld befindet. AI-Servo funktioniert nur im Motivprogramm „Sport“. Leider ist aber hier kein RAW möglich. One Shot gibt es im Kreativprogramm (A-Dep) und in den Motivprogrammen (Portrait, Landschaft, Makro, Nacht); oder einfach am Objektiv auf "MF" umschalten, dann gibt es logischer weise auch keine Schärfenachführung mehr.

 
4. Belichtungsmessmodi

Die Kamera bietet drei Messmodi: 35 Zonen-Mehrfeldmessung, mittenbetonte Integralmessung und Selektivmessung. Eine Spotmessung gibt es wie auch bei der 10D nicht. Das hört sich zunächst alles gut an, hat aber einen leicht bitteren Beigeschmack (welcher allerdings blutigen Fotoamateuren auf der Zunge nicht spürbar werden dürfte): das Umstellen dieser Modi kann man nur auf „indirektem Wege“ erzeugen. Bei der 10D ist das recht einfach, die Auswahltaste für Messmodus drücken und mit dem Nebenwählrad den gewünschten Modus einstellen. Bei der 300D ist das umständlicher und vor allem eingeschränkter. Möchte man die 35-Zonen-Mehrfeldmessung-Standardeinstellung beispielsweise auf mittenbetonte Integralmessung umstellen, geht das nur indem man auf das Kreativprogramm „M“ umschaltet. Nur in dieser Einstellung misst die 300D mittenbetont, während der Rest des Bildfeldes integral ausgemessen wird. Wer eine Selektivmessung durchführen möchte, muss dies mit der Belichtungsmesswertspeichertaste durchführen, anders geht es nicht. Und dann aber auch nur so.

5. Bildqualität

Ein 300D-Bild ist ohne den Blick in die Exif-Daten der Datei definitiv nicht von dem einer 10D zu unterscheiden (siehe Abb.15, 16 und 17). Das bedeutet, dass 300D-User mit den derzeit besten, rausch ärmsten und brillantesten Digitalbildern versorgt werden, die der weltweite Markt zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Berichtes zu bieten hat. Nur eine Kamera toppt ein D60/300D/10D-File: die 1Ds, aber die spielt ja nun wirklich in einer ganz, ganz anderen Liga!

6. Geschwindigkeit der Datenverarbeitung

Die 300D ist nach dem Einschalten nicht so schnell auslösebereit wie die 10D. Zwar nicht erheblich langsamer aber dennoch im Vergleich ohne zu Messen erkennbar. Dies gilt auch für die Bereitschaft aus dem Standby. Beim Schreiben der Daten auf CF-Card, sowohl im JPEG- als auch im RAW-Modus konnte ich keine Zeitunterschiede erkennen, obgleich in anderen Foren genau davon berichtet wird.

Die 300D schafft 2,5 Bilder pro Sekunde und verfügt über einen Puffer von 4 Bildern. Die 10D toppt dies ganz locker mit 3 Bildern pro Sekunde und einem 9-Bilder-Puffer.

Die Bildkontrolle ist bei der 300D effektiver gelöst und überzeugt. Unmittelbar nach dem Belichten des Bildes wird dieses auch auf dem Monitor angezeigt, sogar schneller als bei der 10D. Wo die 10D zunächst ein unscharfes Vorschaubild, welches sich erst nach einer Sekunde einstellt, anzeigt, gibt die 300D sofort ein vollwertiges, scharfes Bild zu sehen, ohne nachzuregulieren. Das hat mir ganz besonders gut gefallen.

 
7. Funktionen und Menü

Der interne Blitz arbeitet zuverlässig und leuchtet auch für die meisten Fälle ausreichend aus. Allerdings hätten die Konstrukteure diesen beim Herausklappen etwas softiger abfedern lassen können... mir ist beim ersten Benutzen desselben vor Schreck fast das Herz stehengeblieben, so heftig schoss dieser mir einem lauten <<KLACK>> aus seiner Ruhestellung heraus (siehe Abb.06). Alles in allem ist die 300D ein kleiner Lärmbold, auch der Verschluss und das Spiegelklappen bleibt bei Umherstehenden keine Geheimnis. Mit einem trockenen und lauten <<FLOCK>> bestätigt die Kamera das Auslösen.

Abb.06 - 300D mit Gehäuseblitz Abb.07 - Richtungstasten der 300D Abb.08 - Taste für Bildfrequenz

Die 300D hat leider kein „Daumenrad“ mehr, wie man es von den Canon DSLR’s eigentlich gewöhnt ist. An dessen Stelle wurden vier für digitale Kameras typische Richtungstasten platziert (siehe Abb.07). Zwei davon sind auch als Schnellzugrifftasten vorgesehen (Änderung ISO-Wert und Weißabgleich). Der Set-Button befindet sich in deren Mitte. "Ohne Daumenrad kann ich nicht leben!" – war immer meine Devise – und ich würde es sofort vermissen, müsste ich ständig mit der 300D arbeiten. Einzig die Bedienung der 10-fach Lupe ist durch die jetzt direkte Scrollfunktion der 4 Richtungstasten einfacher geworden. Bei der 10D muss zwischen horizontalem und vertikalem Scrollen jeweils umgeschaltet werden.

Schneller als bei der 10D lässt sich die Bildfrequenz an der 300D ändern. Durch Druck auf einen einzigen Button stellt die Kamera in die Arten Einzelbild – Reihenbild – Selbstauslöser/ Fernbedienung um (siehe Abb.08). Bei der 10D sind dafür 2 Handgriffe nötig.

Abb.09 - LCD-Info Display Abb.10 - Menü der 300D Abb.11 - die Registerkarten

Die LCD-Informationsanzeige befindet sich bei der 300D jetzt auf der Gehäuse-Rückseite direkt über dem LCD-Monitor (siehe Abb.09). Aus meiner Sicht die bessere Lösung. Schon oft musste ich meine 10D wieder vom Stativ herunternehmen, weil ich den abschließenden Kontrollblick auf die LCD-Anzeige vergessen hatte.

Das Menü der 300D ist in vier Registerkarten unterteilt und ähnelt damit dem der 1Ds (siehe Abb. 10 und 11). Damit ergibt sich eine größere Übersichtlichkeit zu den einzelnen Punkten und ein schnelleres Navigieren zwischen diesen. In den Motivprogrammen stehen (wie auch bei der 10D) einige Menüpunkte erst gar nicht zur Verfügung.

 
8. Was an der 300D nicht geht...

Es gibt keine freiprogrammierbaren Tasten und keine Einstellungen von Individualfunktionen (C.Fn.) Damit bleibt der wichtige Punkt „Bildqualität ändern“ (z.B. von JPEG auf RAW) leider nur über das Menü aufrufbar. Platz wäre meiner Meinung nach an einer der Richtungstasten (siehe Abb.07) doch noch gewesen und Sinn hätte es auch gemacht.

Mit der 300D ist kein Blitzen auf den zweiten Verschlussvorhang und auch keine Spiegelvorauslösung möglich. Ebenso gibt es keine kamerainterne Blitzbelichtungskorrektur. Für den Anschluss an eine Studio-Blitzanlage fehlt der Blitzsynchronanschluss. Die Anschlussbuchse für den Kabelauslöser wurde auch verändert. Zwar bietet Canon optional den Kabelauslöser RS-60E3 an, aber der Einsatz des vielseitig verwendbaren Timer-Auslösers TC-80N3 bleibt 300D-Nutzern wohl deswegen auf ewig verwehrt.

9. Lieferumfang

Der Lieferumgang der 300D im Kit (mit EF-S 18-55) ist in Abb. 12 dargestellt. Sehr lobenswert ist, dass das Handbuch in Deutschland nur in deutscher Sprache geliefert wird und deswegen im Format A6 hergestellt werden konnte(siehe Abb.13). Damit eignet es sich als Taschenbüchlein bestens, auch einmal mitgenommen zu werden. In dieser Größe findet sich immer ein Täschchen, worin es Platz hat.

Abb.12 - Lieferumfang im Kit Abb.13 - Handbuch der 300D

Optional zur 300D bietet Canon eine Infrarot-Fernbedienung RC-5 an. Eine schöne Sache für kabelloses Auslösen bei Selbstportraits oder bei Studioaufnahmen. Dies gibt es so für die 10D nicht. Es gibt aber von Canon für die EOS 3 die Infrarot-Fernsteuerung LC-4 für knapp 400,-€, die auch an der 10D funktioniert. Darauf wird auch im Handbuch der 10D eingegangen.

 
10. Fazit

Die EOS 300D ist ganz klar für die Gruppe zwischen Anfänger und ambitionierten Hobbyfotografen konzipiert. Das wird auch dadurch deutlich, dass die wichtigsten Funktionen auf Schnellzugrifftasten gelegt worden sind. Auch die Doppelbelegung von Tasten erspart unnötiges Klimbim und lässt die gesamte Kamera sehr überschaubar und aufgeräumt wirken. Ich glaube, ein zu kompliziert aussehender Body schreckt womöglich den einen oder anderen Kunden doch vom Kauf ab.

Die Ziele, die sich Canon gesteckt hat und mit der 300D versucht zu erreichen, sind klar und deutlich erkennbar. Die 300D soll den weltweiten Wandel vom analogen Kleinbild-Apparat zur Digitaltechnik nun endgültig vollziehen – und zwar auch im Amateurbereich. Dies scheint wirklich zu gelingen. Außerdem dürfte die 300D bei der Konkurrenz wohl als laut schallende Ohrfeige angekommen sein, betrachtet man die jüngste Entwicklung der Mitbewerber um die CeBit und IFA herum.

Obwohl die 300D fast viermal teurer als ihre analoge Zwillingsschwester EOS 300 ist (siehe Abb.14), scheint sie im Schatten ihrer digitalen großen Schwestern (10D, 1D, 1Ds) vergleichsweise billig. Und das hat seine spürbaren Auswirkungen auf die Kaufbereitschaft der Massen. Ich denke, dass ohne diesen wahnwitzigen Digital-Hype der vergangenen Jahre sich viele Leute keine neue Kamera gekauft hätten. Aber es ist der Industrie wirklich gelungen, dem „gemeinen Volk“ einzureden, es brauche nun endlich auch eine „Digitale“. Und wen es nun also erwischt hat, der ist mit Sicherheit mit einer Canon EOS 300D auch sehr sehr gut bedient.

Abb.14 - die analoge EOS 300

11. Welche Kamera ist denn nun für wen die Richtige?

Aus der Sicht eines Fotoamateurs, Hobby- oder Gelegenheitsknipsers ist die 300D derzeit unumstritten eine bezahlbare Traumkamera, die keine Wünsche mehr offen lässt. Aus der Sicht eines professionellen Fotografen kann die 300D allerhöchstens ein Backupgehäuse sein, falls die „Große“ mal versagt und keine Zeit zum Ersatz ist. Wer mit seiner D60/10D ausschließlich in den Motivprogrammen oder gar nur mit der Vollautomatik arbeitet, für den reicht aus meiner Sicht auch eine 300D.

Würde mir jemand die Entscheidungsfrage stellen, ob er sich lieber eine 300D oder eine 10D kaufen solle, würde ich ihm ganz klar zur 10D raten. Es sei denn, er ist wirklich nur ein Hobbyknisper (ohne dies abwerten zu wollen) und hat noch eine analoge EOS-Ausrüstung zu Hause. Dann wäre meine Antwort: 300D.

Aber irgendwie wäre ich wohl sehr froh darüber, würde meine Frau den Wunsch äußern, jetzt auch eine eigene Digitalkamera zu besitzen. Dann...ja dann hieße mein Vorschlag ohne zu zögern: EOS 300D!!!

 
12. Beispielbilder

Sehen Sie hier 3 Originalfiles der Canon EOS 300D. Diese wurden nicht nachbearbeitet, lediglich mittels EBV für den Download etwas stärker komprimiert.

Abb.15 - Orig.-File EF 18-55 - ohne Blitz Abb.16 - Orig.-File EF-S 18-55 - m. int. Blitz Abb.17 - Orig.-File EF-S 18-55 - m. 550EX

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Firmware: aktuelle Firmware gibt es hier >>>