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Vorbemerkungen:
Ich bin nicht von der Sorte jener Tester, die für Zeitschriften unter "Laborbedingungen" immer und immer wieder vergleichbare und (hoffentlich) repräsentative Ergebnisse aufgrund von ausgeklügelten Testaufbauten erzielen. Ich hefte auch keine Zeitungen an die Wand und fotografiere diese mit dem 2.8/16-35 L USM bei Offenblende aus 30 cm Entfernung, um dann erstaunt festzustellen, dass die Bildecken meines Fotos unscharf geworden sind. Ich bin auch kein Freund von nie enden wollenden Blendenreihen vom gleichen Motiv oder von Vergleichsbildern mit sämtlichen Objektiven möglichst vieler Hersteller, die sich auftreiben lassen und ans EF-Bajonett passen. Ich möchte auch keine Kamera eines anderen Herstellers madig machen, in dem ich Äpfel mit Birnen vergleiche. Vielmehr gehöre ich zu den Fotografen, die zwar gern einmal eine neue Kamera in die Hand nehmen und mit Freude ausprobieren, dann aber auch gleich richtig loslegen und auf gewohnte Art und Weise Bilder machen.
Da sich im Laufe der Zeit meine Fototasche mit den für mich und meine Aufgaben passenden Objektiven gut gefüllt hat und ich vom langjährigen Arbeiten mit Vollformatkameras gewissermaßen verwöhnt bin, wurde die neue EOS 5D Mark II kurzerhand und ohne großes wenn und aber in meinen täglichen Bilderentstehungsprozess eingebetten. Gleich vorab: Ich arbeite grundsätzlich nur mit den Belichtungsprogrammen Av, Tv oder M. Davon soll dieser Praxistest berichten. Auf die durch mich selber angeregten "Wunschüberprüfungen durch DFORUM-User" aus unserem User-Forum (siehe hier >>>) bin ich nur bedingt und nur unter den mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten (soweit es ging) eingegangen. |
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Grundsätzliches:
Ein professionelles Arbeiten mit der EOS 5D Mark II ist für erfahrene Fotografen, die das "Canon-like" gewohnt sind überhaupt kein Problem. Alle wichtigen Funktionen haben erwartungsgemäß ein Knöpfchen im Gehäuse spendiert bekommen und die "innere Menüführung" ist aus meiner Sicht selbsterklärend. Bei der mir zur Verfügung gestellten Kamera war kein Handbuch dabei, ich hätte es auch gar nicht gebraucht. Ich will damit sagen, dass man selbstverständlich mit dieser Kamera ALLES verwirklichen kann, wenn man die entsprechend benötigten Objektive oder Blitze oder sonstiges nützliche Zubehör verwendet. Es gab mal einen Fotografen-Kollegen, der eine EOS 5D der ersten Generation gewonnen hatte, diese aber nach kurzer Zeit wieder verkaufte und mit seiner EOS 30D (glaube ich) wieder Vorlieb nahm, weil er (Zitat) "...mit der 5D einfach nicht zurecht kam...". Ich möchte dem Kollegen natürlich nicht zu nahe treten und werde mich hüten, einen Namen zu nennen aber - sorry - wie kann man denn mit einer EOS nicht zurecht kommen??? Das verstehe ich nicht und für mich werden solche Ansichten wohl immer ein Rätsel bleiben. Sicher liegt das an meiner Art, wie ich das "schnelle Bildermachen" verstehe...offensichtlich ein bisschen anders! :-) Aber OK, Schmunzeln beiseite. Es braucht niemand Angst zu haben, dass die EOS 5D Mark II eine übliche Funktion nicht an Bord hat, wenn man mal vom fehlenden internen Gehäuseblitz absieht.
Body und Design:
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Abb. 01 - 02: Vorder- und Rückseite der EOS 5D Mark II (Bilder: Canon)
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Allein diese beiden Produktfotos von Canon zeigen, dass sich die EOS 5D Mark II als (aus meiner Sicht) bildschönes und zeitgemäß modernes Gehäuse dem Anwender präsentiert. Genau wie seinerzeit die EOS 1D Mark III und die EOS 1Ds Mark III bekam die neue 5er nun auch diese (ich nenne sie gern) "Audi-Kanten" um den Sucherkasten verpasst. Sehr wertig verarbeitet liegt diese Kamera hervorragend in der Hand. Die Form um den Auslöseknopf herum ist traditionsgemäß nahezu unverändert geblieben - und das schon seit 1986 mit der Einführung der legendären T90. Als Freund der "dicken Einser" (EOS 1D...) ist mir persönlich der Body aber insgesamt zu leicht und zu klein. Dieses sichere und stabile "komplett in der Handfläche liegen" fehlt mir einfach. Aber ich kann sie beruhigen. Genau anderes herum empfand das meine Frau, als ich ihr zum Ausprobieren erst eine 1er und dann die 5er in die Hand drückte. ;-) Wer die 5er nun ein bisschen "dicker" machen möchte, kann ja den Batteriegriff BG-E6 verwenden.
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LCD-Monitor:
Glanzstück der EOS 5D Mark II ist unumstritten der neue, große hochauflösende LCD-Monitor. Das ist im Übrigen das einzige Feature, dass ich nun an meiner EOS 1Ds Mark III vermissen werde. Der Monitor der 5er ist aufgrund seiner hohen Auflösung und Ausgewogenheit nämlich so gut, dass einem alle anderen Kameradisplays ab jetzt wie alte Krücken aus der Steinzeit vorkommen. Ganz ehrlich, ohne Übertreibung. Durch die Lupenfunktion kann man schnell ins Bild einzoomen und die Schärfe am Monitor endlich verlässlich beurteilen.
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Abb. 03a: Der große LDC-Monitor zeigt das Bild von allen Seiten und aus allen Winkeln sehr gut an.
Durch seine hohe Auflösung ist beim Einzoomen ins Bild die Schärfe endlich gut zu beurteilen.
(Bild Kamera: Canon, Foto im Monitor: Dirk Wächter)
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Abb. 03b: Beim Vergleich der LCD-Monitore einer 1Ds Mark III mit dem einer 5D Mark II sieht man allein schon im Menü den himmelweiten Unterschied.
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Allerdings sehe ich bei diesem "Super-Display" ein kleines Problem, mit dem die meisten geübten Bildermacher bestimmt umgehen können, Einsteiger aber sicher verwirrt. Das 5er-Display zeigt die entstandenen Bilder einfach "viel zu gut" an. Fotos, die sich hinterher am Computer als "gar nicht so stimmungsvoll oder perfekt ausgeleuchtet" erweisen, sehen auf dem Kamera-Display einfach umwerfend aus. Ich vermute, dass dieser neue Monitor in seinem Dynamikumfang so ausgelegt ist, dass das entstandene Bild auf jeden Fall erstmal grandios aussieht. Man darf nicht vergessen, dass bei vielen Kunden das erste Bild, das sie mit einer neuen Kamera machen, das Ladeninnere der Fotoabteilung sein dürfte, in der sie gerade stehen und sich vom Verkäufer die Vorzüge dieses Gerätes erklären lassen. Na und wenn hier bereits bei ungeübtem Knipsen ein wahres Kunstwerk entsteht, was steht dann einem Kauf noch im Weg?
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Bildrauschen bei hohen ISO-Werten:
Keine Ahnung, wie man das hinbekommen hat. Aber ich kann aus vollster Überzeugung schreiben, dass ich bis heute (Stand März 2009) noch keine Kamera in der Hand gehabt habe, die mit extremsten ISO-Werten (extrem: das geht bei mir schon ab ISO 1600 los) solch rauscharme Bilder erzeugen kann. Und das ohne Konturen einfach glatt zu bügeln. Und wenn man bedenkt, dass die Bilder ja immerhin mit 22 Mio. Pixeln aufgezeichnet werden, ist das wirklich schon eine enorme Leistung. Ich habe Bilder (siehe Beispiel), die mit ISO 3200 beim Licht einer einzigen Kerze aufgenommen worden sind mal spaßeshalber in Photoshop auf die Größe eines Bildes einer EOS 1D Mark III heruntergerechnet (diese Auflösung ist aus meiner Sicht absolut ausreichend für geschätzte 95% aller Reproduktionszwecke). Dadurch verschwindet kritisches Rauschen noch zusätzlich. Wir sind durch diese neue Generation der CMOS-Chips und Signalverarbeitung heute auf einem Level angelangt, auf dem wir uns vor 5 oder 6 Jahren noch nicht einmal im Traum hingewagt hätten. Wenn ich mir vorstelle, was seinerzeit bei meiner ersten 1er (die gute alte EOS 1D) los war, wenn man beim Hallensport mal gezwungen war, auf ISO 800 hochzudrehen, dann kommen mir heute noch die Tränen.
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Abb. 04 - 06: Ob abends zur Beamershow, beim Kerzenlicht oder mit reinem Einstelllicht -
bei ISO 6400 kann man noch locker frei aus der Hand heraus fotografieren.
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Die EOS 5D Mark II dürfte damit für Available-Light-Fotografen, die auch mal gern im "Fastdunkeln" fotografieren, das richtige Werkzeug sein. Ich habe bei der neuen 5er mehrfach bei Fotoaufträgen schmunzelnd den ISO-Wert auf 3200 hochgedreht und dennoch kein "Ich-versaue-jetzt-mein-Bild-Gefühl" dabei gehabt. Wirklich eine grandiose Sicherheit, stets solche Reserven zu haben. Da kommt meine 1Ds Mark III längst nicht mit.
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Weißabgleich (WB):
Der automatische Weißabgleich funktioniert ansich sehr zuverlässig, bei schlechten Lichtverhältnissen mit Kunstlicht (z.B. abends auf der Party) werden die JPEGs aber immer noch zu orangestichig. Dafür behelfe ich mir genau so, wie ich es sonst auch immer mache: entweder gleich in RAW fotografieren und den WB hinterher am Computer machen - oder einen sorgfältigen manuellen WB mit Referenzbild machen - oder (und das geht am schnellsten) einfach den Kelvin-Wert bei eingeschaltetem LiveView visuell einstellen. Das klappt super!
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Abb. 07: Der visuelle Weißabgleich mit Hilfe von LiveView
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Der Autofokus:
Ich habe mit der EOS 5D Mark II schlicht und ergreifend auf meine gewohnte Art und Weise Bilder gemacht und auf trockene Testreihen verzichtet. Wenn es draußen hell oder dunkel war, bei viel und bei wenig Kontrast, mit und ohne Blitz, im OneShot oder AI-Servo und beim Verstellen des AF-Feldes habe ich Bilder über Bilder gemacht. Der Autofokus arbeitete genau so, wie ich es erwartet hatte. Sehr schnell auf den Punkt scharf gestellt und zack, war das Bild im Kasten. Ich habe aus reiner Bequemlichkeit keine Experimente bei klapperigen Minusgraden gemacht und weiß daher nicht, wie zuverlässig der Autofokus noch arbeitet, wenn man beispielsweise als Naturfotograf bei -15°C mehrere Stunden im Ansitz verbringt.
Bei meiner 1Ds haben mich immer die zu eng beieinander liegenden AF-Felder genervt. Wozu brauche ich 45 (!) AF-Felder auf einen winzigen Klecks zusammengeschoben (abgesehen bei AI-servo)? Viel lieber wäre es mir, wenn diese AF-Felder weiter auseinander und vorallem mehr zum Bildrand hin liegen würden. Vergleicht man nun den Sucher der 5er mit dem der 1er, sieht man, dass die AF-Felder der EOS 5D Mark II sogar auf noch kleinerer Fläche zusammengepfercht sind. Beim Portraitieren im Hochformat wird man wohl auch hier nicht um ein Verschwenken der Kamera herumkommen.
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Abb. 08 - 09: links - Sucher einer 1Ds, rechts - Sucher einer 5D (AF-Felder der 1Ds zum Vergleich in Grau daruntergelegt)
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Der AI-Servo ist im Vergleich mit einer 1er ein klein wenig schwach auf der Brust. Da das AF-System aus der alten 5D stammt, dürfte es damals wohl nicht anders gewesen sein. Ein ganz normaler, wirklich stressfreier Test, brachte ansich zwar zufriedenstellende Ergebnisse - aus meiner Zeit als Sportfotograf in der Bundesliga im Fußball (seinerzeit noch mit der 1D Mark II und dem 2.8/400 L IS USM) war ich aber anderes gewohnt. Wenn damals der Fokus in AI-Servo erstmal das Motiv erfasst hatte, konnten die Protagonisten auf mich zuflitzen, so schnell sie wollten. Alle Bilder einer solchen Serie waren rattenscharf und für "die SportBILD doppelseitentauglich"! 5D Mark II-Fotografen dürften es heute damit ein klein wenig schwerer haben. Mein aktuelles Shooting: ich habe einfach meinen Hund auf mich zulaufen lassen, ihn vorher mit AI-Servo und dem mittleren AF-Punkt fest fokussiert, den Finger nicht vom Auslöser genommen und während er auf mich zutrabte mit Serienbildeinstellung losfotografiert. Einige Bilder aus diesen Serien waren unbrauchbar, weil unscharf. Beim Blick durch den Sucher in einem "Vorab-Trockentest" (also nur mit AI-Servo fokussiert und nicht ausgelöst) sah ich, wie schwerfällig die Schärfenachführung arbeitete und dadurch streckenweise nicht "hinterherkam". Dennoch darf an dieser Stelle nicht der Eindruck entstehen, der AI-Servo der 5D Mark II wäre unbrauchbar. Er ist halt nur nicht so schnell und brutal, wie der der einer 1er. Das ist alles.
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Das Vollformat:
Da kann mir einer sagen, was er will. Das volle Format des Kleinbildes, so, wir es von früher her gewohnt waren mit 24 x 36 mm und kompletter Ausnutzung des Bildkreises der Objektive ist und bleibt das einzig Wahre! Jedes andere Schöngerede der sogenannten "Brennweitenverlängerung" ist aus meiner Sicht reine Augenwischerei. Wenn ich das schon höre: "Brennweitenverlängerung"... Nichts, aber auch gar nichts wird verlängert, wenn man Kameras benutzt, die einfach nur einen kleineren CMOS-Chip zum Bildaufzeichnen eingebaut bekommen haben. Ich würde nur zu gern wissen, wer dieses Wort überhaupt damals eingeführt hat. Fest steht allerdings, dass dieses positiv geladene Wort einfach über eine Unzulänglichkeit hinweg täuscht. Denn der Faktor, um den bei einem kleineren Sensor das eigentliche Bild einfach nur beschnitten wird (siehe Abb. 10 - 12), müsste demzufolge und richtiger weise "Beschnittfaktor" heißen. Aber eine Kamera mit einer offensichtlichen Einschränkung in Form eines "Beschnittfaktors" verkauft sich natürlich nicht so gut wie eine, die eine Brennweitenverlängerung inklusive hat! Dieses Thema "Brennweitenverlängerung" gibt es ja schon seit den allerersten DSLRs, weil man größere Chips damals einfach nicht preiswert herstellen konnte. Ich lasse (für mich) auch das Argument von einigen Naturfotografen nicht gelten, sie würden beispielsweise mit einer 20D und einem 200mm-Objektiv jetzt so fotografieren, als hätten sie ein 320mm-Objektiv am Bajonett (200 x Faktor 1,6 = 320). Alles Kappes! Mit einer Vollformatkamera wie der EOS 5D Mark II macht man exakt die gleichen Bilder, nur eben mit dem Unterschied, dass dort der Rand nicht weggeschnippelt worden ist.
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Abb. 10 - 12: links - Sucher einer 5D Mark II, mitte - Sucher einer 1D Mark III, rechts - Sucher einer 20D
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Betrachtet man das "Brennweitenverlängerung-Drama" allerdings aus der Sicht der immer höher auflösenden CMOS-Sensoren, kommt man in der Tat zur Beschreibung eines Vorteils. Denn auf die absolute Bildaufzeichnungsfläche bezogen hat man rein rechnerisch z.B. mit einer heutigen EOS 50D viel mehr Detail-Reserven für seine Bilder, als z.B. mit der 5D Mark II. Auf einem 50D-Chip (1,6-fach beschnitter Sensor gegenüber dem Vollformat) sind nämlich über 15 Mio. kleine Pixelchen untergebracht. Würde man ein 1Ds Mk III- oder 5D Mark II-Bild um den Faktor 1,6 beschneiden (5.616 x 3.744 ergäben dann 3.510 x 2.340) verbliebe hier auf der gleichen Fläche eines 50D-Chips nur ein Rest von rund 8,2 Mio Pixel. Ganz klar ein Nachteil, wenn es um die Auflösung feinster Strukturen geht. Das liegt aber nicht am Beschnittfaktor 1,6 als solchem, sondern einzig und allein an der wesentlichen höheren Pixeldichte eines 50D-Chips! Umgekehrt hieße das: rechnet man diese "50D-Dichte" auf das Vollformat hoch (4.752 x 3.168 x 1,6 = 7.603 x 5.068), würde man einen Sensor mit 38,5 Mio Pixel Auflösung erhalten!!! WOW! Hasselblad lässt grüßen. :-) Man sollte also diesen Vorteil, der sich bei einer 50D rein auflösungsbedingt und nicht "beschnittbedingt" gegenüber einer Vollformatkamera ergibt, einfach anders bezeichnen.
Wie wäre es mit "Sensorauflösung" (5D Mark II = ~3.963 pixel per inch; 50D = ~5.437 pixel per inch)?
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Videos in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel):
Zufällig bin ich auch ein kleiner Video-Fan mit einer miniDV-Cam und Schnittprogramm am Computer. Deshalb war für mich das unerwartete Feature "HD-Kamera" eine sehr willkommene Überraschung. Ich kenne aber auch Fotografen, denen die Videofunktion als überflüssige Spielerei und Marketing-Gag erscheint. Deshalb ignorieren sie einfach dieses Feature. Mir ist nicht bekannt, dass sich irgendein Fotograf im Vorfeld so eine Funktion mal gewünscht hätte. Aber gut, nun ist sie drin und wer sie nicht braucht, muss sie ja nicht benutzen. Ich bin mir sicher, dass die EOS 5D Mark II auch ohne Videofunktion zweieinhalb tausend Euro gekostet hätte. Verstehen Sie es also als Gratis-Zugabe! ;-)
Für mich als Hobbyfilmer ist die "HD-Kamera on-board" allein schon deshalb super, weil ich jetzt meinen lang gehegten Traum in Erfüllung gehen sehe, endlich mit meinen EF-Objektiven anständige Bilder (so heißt das auch beim Filmen) machen zu können. Die einzige Möglichkeit war bislang die Anschaffung einer großen, schweren und leider auch sehr teuren Profi-Videokamera + Objektive. Aber das kam und kommt für mich nicht in Frage. Jetzt aber, völlig unerwartet, kann man Filme drehen und dabei seine Lieblingslinsen wie z.B. das 1.2/85 L USM, das 2.0/135 L USM, das 2.8/70-200 L IS USM oder gar ein 15mm fisheye benutzen, ganz nach Geschmack und Aufgabenstellung.
Da die EOS 5D Mark II als derzeit einziges Gerät Videos mit einem Vollformat-Sensor aufzeichnet, der sogar größer als das sonst verwendete professionelle "Super 35-Format" ist (hier nur: 24,89 mm x 18,66 mm), gelingen bemerkenswerte Aufnahmen mit sehr geringer Schärfentiefe, die man sonst nur aus Kinofilmen kennt. Solche "Kino-like-Bilder" der Kamera im Videomodus abzuringen, gelingt allerdings nur bei wenig Licht (am Tage deshalb sicher nur mit Graufilter), denn mit der EOS 5D Mark II kann man im Videomodus weder Blende noch Belichtungszeit manuell einstellen. Diese Parameter werden aufgrund des beschränkten Belichtungszeitrahmens von 1/30 s bis 1/125 s automatisch geregelt. Wird es draußen zu hell, schraubt die 5D Mark II den ISO-Wert runter und dreht die Blende gnadenlos zu. Bei einem Dreh am hellichten Tage draußen (zwar bewölkt, aber ausreichend hell) versuchte ich mit dem 1.8/50 eine Videoaufzeichnung mit geringer Schärfentiefe zu machen. Absolut keine Chance! Da irrwitziger weise der ISO-Wert auf 320 hochgedreht wurde und die 5D Mark II stur auf einer 1/50 s Belkichtungszeit beharrte, war Blende 1:16 angesagt. Nix mit "Kino-like"...:-(((
In dem unter Abb. 13 gezeigten Originalvideo (steht zum Download bereit: allerdings nichts Besonderes, einfach für Demonstrationszwecke nur mal "draufgehalten"), ist mir dies allerdings annähernd gelungen. Ich habe sogar eine plus-Belichtungskorrektur gemacht und konnte der Kamera wenigstens so die Arbeitsblende 1:2,0 abringen. Da man wie gesagt keinen Einfluss auf den ISO-Wert hat (dieser stellte sich in diesem Fall automatisch auf 3.200) gelang es mir nicht, die Blende noch weiter zu öffnen (z.B. auf 1:1,2). Verwendet wurde im Beispiel (Abb. 13) das Objektiv EF 1.2/85 L II USM. Scharf gestellt habe ich manuell über die 10fach-Lupenfunktion. Da das Objektiv auf "MF" stand, konnte ich sogar während der Aufnahme die Schärfe durchs Bild wandern lassen. Aufgezeichnet habe ich alle Movies mit einer CF-Card Lexar 2GB 80x. Es gab keine Aussetzer bei den Aufzeichnungen.
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Abb. 13: Download Original-Movie (Laufzeit 23 s, Größe 110 MB)
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Man muss beim Videofilmen wissen, dass digitalisierte Videos riesengroße Files sind. Die *.mov-Files aus der 5D Mark II werden aufgrund ihrer hohen Auflösung extrem groß. Ein Film von etwas über viereinhalb Minuten Länge verbraucht beispielsweise knapp 1,4 GB auf der CF-Karte. Wer also im Urlaub wie früher gewohnt einfach so mit der 5D Mark II eine ganze Woche drauf los filmen will, sollte sich mit dicken GB-CF-Karten oder einer ständigen Upload-Möglichkeit ausrüsten. Ebenso wird für den Filmschnitt am Computer beste Hardware und Profisoftware, die auch HD Signale verarbeiten kann, vorausgesetzt. Auf meinem PC beispielsweise ruckeln die 5D Mark II-Movies, auf meinem iMac und dem MacBook Pro laufen sie aalglatt.
Ich stehe sicher nicht allein mit dieser Meinung da, aber ich glaube, dass die 5D Mark II mit Ihrer Videofunktion einen Vollblut-Videofilmer nicht verleiten kann. Dafür ist sie einfach zu sehr "Fotoapparat". Ein bequemes Filmen aus der Hand ist schwierig, auch lässt sich der Monitor nicht verschwenken. Das Handling mit den riesigen Movie-Files erweist sich nach längerem Ausprobieren auch als knochig. Ein durchgehendes Komplettabspielen von mehreren Sequenzen, wie man das von einem Camcorder mit Bandaufzeichnung her gewöhnt ist, funktioniert auch nicht. Erstaunlich ist, in welch autemberaubender Qualität die Filme aufgezeichnet werden, auch bei noch so schlechtem Licht. Dank der Lupenfunktion (5fach und 10fach), die auch im Videomodus funktioniert, ist ein manuelles präzises Scharfstellen auf den Punkt genau spielend leicht möglich. Die 5D Mark II hat an der linken Seite 6 Schnittstellen: einen Synchronanschluss für eine externe Blitzanlage, eine 3polige Buchse für Kabelfernauslöser, einen Stereo-Anschluss für ein externes Mikrophon, einen A/V-Ausgang, eine USB 2.0- und eine mini-HDMI-Schnittstelle für die digitale Ausgabe des HD-Signals.
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Abb. 14: Großzügig bedacht: die Schnittstellen der 5D Mark II
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weiterführende Links:
Ein 5D-Mark-II-Video-Special von Canon Deutschland als PDF finden Sie hier zum Download >>>
Video-Special 5D Mark II und Nikon D90 >>>
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Fazit:
Ehrlich gesagt habe ich es gar nicht anders erwartet. Mein Fazit fällt alles in allem positiv aus, weil man mit dieser Kamera alles an Bildideen (Fotografie) umsetzen und verwirklichen kann, was physikalisch auch machbar ist. Da brauche ich gar nicht weiter ins Detail zu gehen: Die EOS 5D Mark II ist eine hochwertige DSLR-Kamera, die für professionelle Zwecke bestens geeignet ist. Jedem Anwender, der rein "hobbymäßig" fotografiert und auch schon früher mit seinen Kameras zurecht kam, wird an der 5D Mark II nichts vermissen. Einzig die Einschränkung beim Videofilmen (ISO-Wert, Blende und Belichtungszeit lassen sich nicht manuell einstellen) haben mit enttäuscht, weil ich das erst im "Eigenversuch" erst herausfinden musste (ich unterlag der falschen Annahme im Vorfeld, dass man die Blende selber einstellen kann).
Ich stelle nun für all diejenigen Leser, die derzeit am Überlegen sind, sich nun so eine DSLR zu kaufen oder nicht, hier am Schluss eine 10-Punkte-Checkliste zusammen, die bei einer solchen Entscheidung etwas helfen soll. Wer Frage 1 und/oder Frage 10 mit NEIN beantwortet, für den ist die Entscheidung bereits gefallen. Wenn Sie jedoch alle Fragen klar mit JA beantwortet haben, müssen Sie schnell zum nächsten Fotohändler stürmen und Ihre Bestellung für diese Kamera aufgeben. Sollten Sie allerdings derzeit mit Ihrer Kamera rundum zufrieden sein und beantworten viele der folgenden Fragen mit NEIN, rate ich Ihnen vom Kauf ab. Denn glauben Sie mir: Wer mit einer EOS 50D keine vernünftigen Bilder hinbekommt, dem gelingt es mit einer EOS 5D Mark II auch nicht besser! ;-) Investieren Sie lieber in gute Objektive als ständig in einen neuen Body! Denn das Licht muss immer zuerst durchs Objektiv!!!
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Hier also meine Checkliste für Sie...
01. Fotografieren Sie überwiegend digital und arbeiten Sie gern mit Canon-Kameras?
02. Wollen Sie (wieder oder weiterhin) im Vollformat (24x36 mm) fotografieren?
03. Kommen Sie ohne einen internen Gehäuseblitz aus und haben Sie ein externes Blitzgerät (Speedlite-EX-Serie)?
04. Möchten Sie Ihre Bilder mit 22 Mio Pixel Auflösung haben?
05. Benötigen Sie "Live View", z.B. für Macrofotografie?
06. Genießt bei Ihnen extreme Rauschfreiheit in den Bildern bei hohen ISO-Werten eine hohe Priorität?
07. Möchten Sie bereits am Kamera-Monitor die Bildschärfe verlässlich beurteilen können?
08. Genügen Ihnen im Serienmodus knapp 4 Bilder pro Sekunde?
09. Sehen Sie in der Möglichkeit, HD-Filme mit EF-Objektiven zu produzieren einen Zugewinn?
10. Sind Sie bereit, dafür rund 2.400 EUR auszugeben (Stand: März 2009)?
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Zusatz: Technische Angaben des Herstellers
• 21,1 Megapixel Vollformat Canon CMOS Sensor 5.616 x 3.744 Pixel
• EOS Integrated Cleaning System
• verbesserte Staub abweisende Beschichtung mit Fluor
• nahezu lückenlose Mikrolinsenstruktur
• durch DIGIC 4-Prozessor noch leistungsfähiger und schneller, 14bit Verarbeitung
• bis zu 3,9 Bilder pro Sekunde
• Standard CF-Card: max. 78 JPEG oder max. 13 RAW-Bilder in Folge
• 2 GB UDMA Card: max. 310 JPEG oder max. 14 RAW-Bilder in Folge
• bis zu ISO 25.600, Standardbereich ISO 100-6.400
• erweiterbar auf ISO 50 (Lo), ISO 12.800 (H1) und ISO 25.600 (H2)
• Rauschunterdrückung in 4 Stufen wählbar
• 9-Punkt AF mit Kreuzsensor + 6 Assistenz-Messfelder
NEU:
• 2 sRAW-Formate (10 Megapixel 3.861 x 2.574 oder
5,2 Megapixel 2.784 x 1.856)
• 3-Zoll VGA Clear View LCD-Monitor mit 920.000 Bildpunkten
• 170° Blickwinkel, spezielle Antireflex-Beschichtung
• automatische Helligkeitsanpassung (abschaltbar)
• Live View Modus mit Autofokus
NEU:
• Full HD Movie HD 1.920 x 1.080 (16:9), 640 x 480 (4:3) - 30 B/s,
max. Dateigröße 4 GB
• Aufnahmezeit mit 4GB CF-Card: HD ca. 12 Minuten, 640x480 ca. 24 Minuten
• eingebautes Mono-Mikrofon
• externer Mikrofonanschluss (stereo)
• Aufzeichnung von MOV Dateien
• HDMI Output
Auflösung bis zu Full HD
NEU:
• Quick Control Screen
• wichtigste Einstellungen übersichtlich dargestellt
• über Multi-Controller intuitiver Zugriff auf angezeigte Funktionen
• verbesserter Sucher mit 98% Abdeckung
• Tonwertpriorität ISO-Bereich von 200-6.400
• automatische Vignettierungskorrektur für die gängisten EF-Objektive
(26 Objektive hinterlegt , bis zu 40 Objektive via EOS Utility für JPEG und RAW-Dateien)
NEU:
• Creative Auto-Belichtungsprogramm,
erlaubt gegenüber „grünem Viereck“ Einfluss auf Belichtung und Schärfentiefe
• automatische Belichtungsoptimierung für alle Belichtungsprogramme (Auto Light Optimizer)
• Automatische Formatanpassung an angeschlossenes TV-Gerät,
Seitenverhältnis immer 3:2
• kompatibel zu UDMA CF-Karten,
zukunftssicher durch UDMA 6-Kompatibilität
• UDMA 6-Standard: bis zu 133MB/Sekunde
• Staub und Spritzwasserschutz,
verträgt leichten Regen für 3 Minuten
• Verschlusshaltbarkeit 150.000 Auslösungen
NEU:
• Eingabe der Copyright-Informationen nach IPTC Standard
• verbesserte Akkukapazitäts-Anzeige, wie EOS-1-Serie
Ladezustand von bis zu 6 Akkus wird tabellarisch dargestellt
• einfache Konfigurierungsmethoden für WLAN mit WFT-E4,
WIFI Protected Setup (WPS)
Neues Zubehör:
• Mattscheiben Eg-A, Eg-D und Eg-S
• Li-Ion Akku LP-E6
• Batteriegriff BG-E6
• Wireless File Transmitter
WFT-E4
• Original Data Security Kit OSK-E3
• RS-80N3, RS-80T3, LC-5
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