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Canon EOS D60 im Vergleich zur Canon EOS 10D
Ein Bericht von Dirk Wächter in Zusammenarbeit mit Dirk Ellenbeck
© 2003 www.dforum.de

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Vorbemerkungen

Egal welche Digitalkamera-Modelle gegeneinander antreten - immer hat man das Gefühl, irgendwie und irgendwo Äpfel mit Birnen zu vergleichen oder muss sich zumindest dem Vorwurf durch Leser diesbezüglich erwehren. Aber ein direkter Vergleich zwischen einer EOS D60 und einer EOS 10D drängt sich geradezu auf.
Fast ein ganzes Jahr habe ich nun mit der D60 fotografiert und dabei knapp 14.000 Fotos gemacht. In dieser Zeit hatte ich nie auch nur annähernd das Gefühl, eine Digitalkamera mit gravierenden Schwächen zu besitzen. Die D60 ist und bleibt eine hervorragende Digitale SLR-Kamera, an der sich auch heute noch (zum Zeitpunkt des Verfassens), die Konkurrenz messen lassen muss.

Das einzige, was mich wirklich gegrämt hat war der Umstand, dass die 10D zu einem deutlich niedrigeren Preis auf den Markt kam (2.200 EUR UVP), als seinerzeit die D60 mit einem UVP von 3.300 EUR. Somit sank der Gebrauchtgerätepreis der D60 über Nacht natürlich drastisch. Doch ganz neutral betrachtet ist es doch sehr schön, dass gute Technik endlich günstiger wird, da sollten sich alle einig sein!

Ich werde im folgenden Beitrag keine Bedienungsanleitung der 10D neu verfassen, sondern lediglich aus meiner persönlichen Sicht auf die wichtigsten Unterschiede beider Kameras eingehen.

Alle Angaben, die sich auf "den jetzigen Zeitpunkt" beziehen, beruhen natürlich auf dem Stand zur Zeit des Verfassens dieser Ausführungen (3. April 2003).

Abb.01 - Vorderansicht, direkter Vergleich 10D - D60

Handling / Feeling / Ansichten

Die D60 und die 10D sind auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu unterscheiden - mit anderen Worten: sie sind sich ziemlich ähnlich. Beim genaueren Betrachten sieht man aber sehr gut, dass die 10D ein wohlgefälligeres, moderneres und schwungvolleres Äußeres mitbringt. Einige Schalter sind neu gestaltet und teilweise auch anders angeordnet. Der "geübte D60er" fühlt sich aber sofort zu Hause und kann eine 10D im Handumdrehen bedienen.
Schon bei der D60 fiel mir von Anfang an auf, dass das gesamte Handling und vor allem die Menüführung sehr logisch und leicht nachvollziehbar gestaltet sind.

Abb.02 - Rückansicht, direkter Vergleich 10D - D60

Das Auslösegeräusch (Spiegelklappen) ist bei der 10D leiser geworden, ebenso bilde ich mir ein, dass die dadurch entstehenden Erschütterungen verringert worden sind. Dass das Gehäuse der 10D aus Magnesium ist, spürt man spätestens dann, wenn man die Kamera am eigenen Gesicht anlegt, sie ist immer etwas kälter als die D60. Auch fühle ich mich mit dem Magnesium-Gehäuse sicherer, da man immer wieder liest, dass sich das Bajonett des D60-Gehäuses bei schweren Objektiven (ich selbst habe u.a. das 2.8/70-200 IS L USM) verziehen könnte.

Der Autofocus (AF)

Sicherlich ist die verbesserte Funktion des Autofokus (AF) das größte Plus an der 10D im Vergleich zur D60. Wer den AF seiner D60 gut kennt und mit ihm umzugehen weiß, wird sich, wenn er unmittelbar danach mit einer 10D fotografiert, ein "WOW" nur schwer unterdrücken können. Das ist so. Definitiv! Denn der AF der 10D arbeitet wesentlich schneller, packt das Motiv auch bei Verwendung von Zoom-Objektiven oder im AI-Servo-Modus ruckzuck und begnügt sich dabei auch mit wenig Licht. Das funktioniert so gut, dass bei der 10D auf ein AF-Hilfslicht wie bei der D60 verzichtet wurde. Vor allem beim Fotografieren in dunkleren Räumen (z.B. bei Konzerten) ist dies von bedeutendem Vorteil.

Die 10D verfügt nun über 7 AF-Messfelder (siehe Abb.03). Für mich persönlich war das aber nicht so ausschlaggebend, da ich ohnehin zu 99% mit dem mittleren AF-Feld fest eingestellt arbeite.
Abb.03 - 7 AF-Felder bei der 10D

Ich habe mir sehr zeitig lichtstarke Objektive für die D60 gekauft und hatte so eigentlich nie wirkliche Probleme mit dem AF. Und wenn es aufgrund von zu wenig Umgebungslicht dann doch Fokussierungsschwierigkeiten gab, nutzte ich das Hilfslicht der D60 oder das vom Blitzgerät. Aber auch die 10D unterliegt den Grenzen eines AF. Bei Dunkelheit oder beim Anvisieren völlig homogener Flächen klappt ein automatisches Scharfstellen natürlich auch nicht mehr. Daher kann bei Bedarf über den integrierten Blitz ein Stroboskopblitz auf das Motiv abgefeuert werden, so dass der AF auch in nahezu völliger Dunkelheit richtig messen kann.

Sucherhelligkeit
Der Sucher der 10D wirkt heller und klarer als bei der D60, dies wird beim Fotografieren natürlich als sehr angenehm empfunden.

ISO-Werte und Bildrauschen

Ich behaupte ganz kühn, dass es bis dato keine Digital-Kamera gab, die es bei ISO 100 schafft, so rauschfreie und dennoch hoch-brillante Bilder zu produzieren wie die D60. Das hat mich damals wie heute ungetrübt fasziniert. Und Gott sei Dank ist das bei der 10D nicht anders! Solche Digitalbilder lassen sich problemlos weiterverarbeiten und hervorragend vergrößern. Am digitalisierten Kleinbild-Dia sind wir schon lange vorbeigezogen.

Bei der 10D ist es nun gelungen, diese stabile Rauschfreiheit bis ISO 400 nahezu beizubehalten. Das ist ein gewaltiger Fortschritt, wenn man bedenkt, wie unabhängig man von zusätzlichen Lichtquellen wird. Selbst Bilder mit ISO 800 sind noch sehr gut zu gebrauchen, das Rauschen ist aber sichtbar. Bei ISO 1600 setzt das Bildrauschen deutlich sichtbar ein und bei ISO 3200 (über das Menü zuschaltbar, siehe Abb.04) hat es eigentlich nur noch als gestalterisches Mittel im Bild eine Berechtigung.

Abb.04 - ISO-Erweiterung bis 3200

Die ISO-Taste hat an der 10D nun endlich ihren festen Platz oberhalb des Displays erhalten und ist sehr gut mit dem Zeigefinger zu erreichen, der ansonsten auf dem Auslöser lauert. Bei der D60 konnte man bei Bedarf zwar die ISO-Funktion auf die SET-Taste legen, versperrte sich dadurch aber den "Schnellzugriffs-Platz" für eine andere bevorzugte wichtige Funktion, z.B. Bildqualität (JPEG/RAW).

Speichergeschwindigkeit

Die von mir zur Zeit der CeBIT (da hatte ich die 10D erstmalig in der Hand) geäußerte Vermutung, die 10D würde wesentlich langsamer in der kamerainternen Bildverarbeitung arbeiten, kann ich nicht mehr aufrecht erhalten. Ich habe einen Test mit folgenden Einstellungen durchgeführt und dabei mit der digitalen Armbanduhr meines Sohnes gemessen. Es ist also alles andere als eine Laborbedingung, unter welcher dieser Test ablief (...aber wer fotografiert schon im Labor?)

• Objetiv Canon EF 2.8/28-70 L USM
• CF-Card: Viking 128 MB (jedesmal nach Einsatz in der anderen Kamera vorm Auslösen neu formatiert)
• Manueller Modus bei 250stel Sek. und Blende 2.8
• ISO 100, AWB, Einstellungen Standard
• gleiches Motiv, 8 Bilder im Serienbildmodus (auch bei der 10D, obwohl diese 9 hätte machen können)
• gemessen wurde ab Beginn der ersten Auslösung bis Ende vom Leuchten der "Busy-Lampe".

10D: 18,5 Sekunden bei JPEG und 54 Sekunden bei RAW
D60: 17,8 Sekunden bei JPEG und 56 Sekunden bei RAW

Ich führe den Unterschied bei JPEG auf eine Messungenauigkeit zurück, in der Praxis ist sicher kein Unterschied zu spüren. Bei RAW war die 10D eindeutig schneller fertig.

Bildwiedergabe

Beide Kameras geben nach meinen bescheidenen Versuchen die Bilder bei Druck auf die ">"-Taste sofort und ohne nenneswerte Verzögerung wieder. Komischerweise braucht die 10D ab und zu zum Wiedergeben des ersten Bildes etwas länger, ich konnte dafür aber keinen reproduzierbaren Grund herausfinden. Das Durchblättern der Bilder mittels Daumenrad geht bei der D60 eindeutig schneller, bei der 10D hat man den Eindruck, eine fest eingestellte Bildabfolge nicht überschreiten zu können, selbst wenn man das Daumenrad schneller dreht. Dies fällt aber in der Regel im täglichen Arbeiten nicht ins Gewicht.

Neu bei der 10D ist die Option "Bilder automatisch drehen", die über das Menü voreingstellt werden kann (siehe Abb.05). Ein Sensor in der Kamera erkennt, wenn im Hochformat fotografiert wird und dreht anschließed das Bild um 90°.

Abb.05 - Automatisch Drehen

Belichtung

Die Belichtung der 10D ist etwas in Richtung "heraus aus der Unterbelichtung der D60" verschoben worden, Tests legen diese Vermutung sehr nahe. Ein gleich bleibend ausgeleuchtetes Still im Tabletop und manueller Einstellung an der Kamera zeigte an der 10D korrekte Belichtung (+-0), an der D60 mit den gleichen Einstellung hingegen eine Überbelichtung an (+2). Ich hätte also bei der D60 abgeblendet, wenn ich mich auf diesen Wert verlassen hätte, um die vermeintliche Überbelichtung auszugleichen. Damit wäre die Aufnahme schließlich unterbelichtet worden.

Da der Kontrollmonitor an der 10D auch sehr hell eingestellt werden kann (was vor allem bei Sonnenschein von Vorteil ist), wird man oft dazu verleitet zu glauben, das Bild wäre überbelichtet (siehe Abb.06). Außerdem stellte ich fest, dass die Bilder auf dem Kameramonitor der 10D immer richtig gut aussehen, auch wenn sie beispielsweise unterbelichtet sind. Hier hilft nur der geübte Blick aufs Histogramm oder die Kontrolle am PC.

Abb.06 - LCD-Helligkeit

Lupenfunktion

An der D60 wurde oft die etwas unzureichende Lupenfunktion beklagt. Hier war die Kontrolle der Bildschärfe bei nur einem Vergrößerungsfaktor nicht aussagefähig genug. Die Canon-Konstrukteure haben wohl die Hilferufe der D60-User gehört und spendierten der 10D eine 10-fach Lupe, die wirklich hervorragend und vor allem schnell arbeitet. Mit Hilfe einer Zusatztaste kann man auch beliebig im Bild scrollen (horizontal oder vertikal).

Abb.07 - Lupenfunktion der 10D

Weißabgleich und WB-Sequenz

In unsicheren Situationen und wenn nicht im RAW-Modus fotografiert wird bietet die 10D eine Weißabgleich-Sequenz an (siehe Abb.08). Diese funktioniert so, dass bei aktivierter WB-Sequenz ein Bild geschossen wird und die Kamerasoftware zwei weitere Bilder mit entsprechendem Farbtemperaturabstand selbst generiert. Man erhält also von einem Motiv insgesamt 3 Bilder, obwohl nur einmal ausgelöst wurde. Den Abstand zum nächsten Kelvinschritt bestimmt man im Kamera-Menü. Als Ausgangs- oder Mittelwert dient der momentan eingestellte Kelvin-Wert.

Der automatische Weißabgleich funktioniert an der 10D aus meiner Sicht sicherer, als bei der D60. Dort hatte ich bei AutoWB oft grün-bläuliche Bildergebnisse zu verzeichnen. Deswegen vermied ich diesen Modus eigentlich immer. An der 10D jedoch ist dies meine Standardeinstellung geworden.

Die 10D unterscheidet jetzt auch zwei "Schattenarten" in den voreinstellbaren WB-Werten: Schatten bei Sonne (7000 K) und bewölkt (6000 K). Desweiteren ist es möglich, mit einem frei wählbaren Kelvin-Wert zu fotografieren (in 100er-Schritten von 2800 bis 10000 mittels Daumenrad über das Menü einstellbar - siehe Abb.09). Ein Herantasten an die richtige Temperatur ist hier möglich oder ein gezieltes Ansteuern nach Messung mit einem externen Gerät.

Abb.08 - WB-Sequenz einstellen Abb.09 - Kelvin-Werte direkt anwählen

Kompatibilität

Wer sich für die D60 oder D30 eine ganze Palette an Zubehör gekauft hat, also Objektive, Blitzgeräte, Fernbedienungen, Akkus oder den Batteriegriff BG-ED3 samt Handschlaufe E1, kann dies alles ohne irgendwelche Einschränkungen zu 100% wieder an der 10D verwenden.

Menü und Display

Ganz klar, es ist reine Geschmackssache, aber das sanfte Blau der Displaybeleuchtung der D60 hat mir einfach besser gefallen. Das orange Licht der 10D erfüllt zwar seinen Zweck sogar besser (der orange-schwarze Kontrast erleichtert das Ablesen), aber wenn ich hätte wählen können...dann...wie dem auch sei, dafür hat die 10D nun einen Extra-Button, der das Licht sogar wieder ausschalten kann.

Das Menü der 10D ist genauso übersichtlich und auf demselben Prinzip aufgebaut wie das der D60. Allerdings ist die Schrift nun etwas kleiner, dafür aber sauberer dargestellt und auch besser zu lesen.

Aufnahmegeschwindigkeit

Die 10D hat einen etwas größeren Bildpuffer im Gepäck und schafft nunmehr 9 Fotos am Stück bei gleich bleibender Aufnahme-Frequenz (wie bei der D60) von ca. 3 Bildern pro Sekunde. Ist die 10D ausgeschaltet, erweckt man sie durch Anschalten (ON) in Sekundenschnelle zur Einsatzbereitschaft. Ich habe das nicht gemessen, aber direkt verglichen. Die 10D ist ein klein wenig schneller bereit als die D60, auch aus dem Standby.

Verbindung zum Computer

Die etwas hakelige USB-Schnittstelle an der D60 wurde an der 10D durch eine leichtgängigere ersetzt (siehe Abb.10-12). Der Stecker "krallt" sich jetzt nicht mehr ins Gehäuse. Bei der D60 dachte ich immer, es wäre nur eine Frage der Zeit, wann ich diesen Anschluss "zerwürge".

Abb.10 - USB Stecker 10D/D60 Abb.11 - USB-Schnittstelle an der 10D Abb.12 - USB-Schnittstelle an der 10D

Zubehör / Lieferumfang

Wahrscheinlich haben sich die Verantwortlichen bei Canon ganz gründlich Gedanken darüber gemacht, wie der Preis für eine 10D weiter zu senken ist. Man hat scheinbar herausgefunden, dass wohl (schätzungsweise) 99% aller D60er den Netzadapter noch nie verwendet haben (vielleicht zur Sensorreinigung) und hat ihn bei der 10D nicht mehr zur Grundausstattung beigelegt. Dafür funktioniert das Sensorreinigen nun auch mit vollem Akku. Auch das Ladegerät hat nur noch einen Schacht für den BP-511. Ärgerlich für jene, die den Batteriegriff BG-ED3 haben und somit immer zwei Akkus gleichzeitig zu laden haben (wenn auch nacheinander). Dafür passt das Ladegerät (welches nicht als Netzteil verwendet werden kann) jetzt besser in die Fototasche mit hinein, denn es ist wesentlich kleiner als das der D60.

Abb.13 - Lieferumfang der 10D Abb.14 - eine verunfallte 10D...autsch!

Preis

Für mich sind digitale SLR's eigentlich immer noch zu teuer. Es hört sich wahrscheinlich für manche gar nicht mehr so viel an, aber man muss sich das alles einmal in "DM" auf der Zunge zergehen lassen...;-)

Wie dem auch sei. Mit dem jetzigen Preis der 10D von 2.200 EUR zielt Canon eindeutig auf die ambitionierten Hobbyfotofotografen, versucht Nutzer der D30 und der D60 zum Umstieg zu bewegen und verteilt laut schallende Ohrfeigen an die Konkurrenz, die in immer größerem Abstand hinterherhinkt. Warten wir also auf das, was da noch kommen möge!

Schlussbemerkungen

Ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass die seinerzeit im DFORUM veröffentlichte "Wunschliste für die D60" von den Canon-Konstrukteuren Punkt für Punkt abgearbeitet worden ist. Mehr fällt mir dazu nicht ein.

Mein Tipp jedoch an alle lautet: Verstoßt und verschleudert Eure D60 nicht, sie hat es nicht verdient. Einzige Nutznießer dieser ganzen Geschichte werden D30-Umsteiger, Fremd- oder Neueinsteiger sein. Auf jeden Fall aber jene, die jetzt für einen wahren Schnäppchenpreis eine D60 ergattern werden oder dies bereits tun konnten.

Dirk Wächter, Dirk Ellenbeck
Sömmerda, Dinslaken 03.04.2003

< links: EOS 10D
rechts: EOS D60 >

2.8/28-70 L USM @70mm
RAW, ISO 100
Blende 11 bei 1 sec.
JPEG aus 10D-RAW < alle Kamera-Einstellungen identsich > JPEG aus D60-RAW


Die mit einer Lupe gekennzeichneten Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern.
Firmware: aktuelle Firmware gibt es hier >>>